Zum nachhaltigen Design gehört definitiv auch ein ökologischer Weg Printprodukte zu drucken. Deshalb stelle ich euch im folgenden Artikel nachhaltige Druckereien aus Deutschland vor. Dazu werde ich euch Vor- und Nachteile aufzeigen, die sich in verschiedenen Aspekten beim Druck und in der Auswahl des Dienstleisters ergeben. Weil zu einer nachhaltigen Wirtschaft auch immer eine regionale Unterstützung der ortsansässigen Unternehmen gehört, listet der Artikel die Druckereien nach Regionen auf.
Warum eigentlich nachhaltige Druckereien?
Ob Flyer, Magazine, Karten, Broschüren, Berichte oder Zeitungen – man druckt bzw. lässt drucken. Und das Printgeschäft ist schnelllebig. Das ist am Ende des Tages ein enormer Anteil an Papiermüll, der nur teilweise recycelt werden kann. Selbst wenn man Eco Papier verwendet, bleiben Schwermetalle, Chemikalien und Bindemittel beim Deinken über, die man weder wieder verwenden, noch umweltgerecht entsorgen kann. Doch schon seit mehreren Jahren gibt es nachhaltige Druckereien, die eine Alternative bieten. Und diese möchte ich euch jetzt vorstellen:
Berlin: Umweltdruck Berlin
Hier könnt ihr eure Printprodukte nach den Standards des Blauen Engel produzieren und auszeichnen lassen. Zudem ist das Unternehmen FSC-zertifiziert. Es bezieht seine Farben vom Hersteller www.hubergroup.de, die alle kobaltfrei, mineralölfrei und alkoholfrei bzw. alkoholreduziert sind. Darüber hinaus verzichtet es auf einen umweltschädlichen UV-Offsetdruck. Bei diesem Druckverfahren trocknet die Farbschicht, indem sich ein Polymer, also eine dünne Plastikschicht, auf der Oberfläche bildet. Diese muss extra beim Deinken entfernt und entsorgt werden. Das bedeutet zusätzlicher Plastikmüll, mit dem unsere Umwelt schon ausreichend Probleme hat. Beim Versand arbeitet der Umweltdruck Berlin mit GoGreen der DHL. Neuerdings ist das Unternehmen auch als Beraterunternehmen für andere Druckereien zur Einführung des Blauen Engel Zertifikats tätig.
Was nachhaltige Druckereien im Berliner Raum angeht, ist das Unternehmen eine gute Adresse. Mein einziger Nachteil ist, dass man bei dieser Druckerei keine Produkte direkt in einem Onlineverfahren beauftragen kann. Preise erfährt man nicht in einer automatischen Kalkulation sondern auf Anfrage.
Berlin: Oktoberdruck
Vor 20 Jahren hat dieses Druckhaus bereits auf nachhaltigen Druck umgestellt und arbeitet mit EMAS als Umweltmanagement. Das besondere ist, dass das Unternehmen nicht nur in der Produktion auf Nachhaltigkeit setzt, sondern auch in der Arbeitsweise neue Wege geht. So ist es selbstverwaltet und wird von allen Mitarbeiter*innen gemeinsam geführt. Wenn ihr mal sehen wollt, wie bei Oktoberdruck produziert wird, könnt ihr zu einem der Workshops gehen und selbst zum Printer werden.
Leider wird auf der Homepage nicht ersichtlich, mit welchen Farben sie drucken und auch hier kann man nicht direkt online einen Auftrag erteilen.
Berlin: DeineStadtKlebt
Falls ihr mal Aufkleber jeglicher Art nachhaltig drucken lassen wollt, seid ihr hier an der richtigen Adresse. Die Aufkleber sind vegan und recyclebar. Außerdem nutzt das Unternehmen umweltfreundliche Farben und Folien zur Beschichtung. Es produziert mit Ökostrom und liefert mit GoGreen. Die spezielle Folie Yupo Tako verzichtet bei der Herstellung komplett auf PVC und arbeitet mit einer besonderen Saugnapfstuktur, wodurch die Aufkleber genauso gut halten wie konventionelle Beschichtungen.
Ich könnte anmerken, dass DeineStadtklebt nicht komplett nachhaltig produziert. Doch bei einem kleinen Unternehmen ist es schwer, sich das leisten zu können. Ich hoffe einfach, dass sich die Gewichtung hin zu einem nachhaltigen Druck wendet und bin mir sicher, dass das Unternehmen dann auch gern auf einen konventionellen Druck im Angebot verzichtet.
Hannover: Die Umweltdruckerei
Die Umweltdruckerei druckt hingegen ausschließlich auf Recyclingpapier und nutzt ausschließlich vegane Farben auf Pflanzenölbasis. Außerdem arbeitet sie mit Ökostrom aus erneuerbaren Energien und produziert klimaneutral.
Hier habe ich schon einige Produkte in Auftrag gegeben, so auch Deutsch 1 der NYU Berlin, und war immer zufrieden. Man muss allerdings beachten, dass man bei Corporate Identity Farben immer ein wenig mehr schwarz reingeben sollte, damit am Ende das Ergebnis farbecht ist. Zur Sicherheit empfehle ich immer einen Proof anfertigen zu lassen.
Braunschweig: oeding print
Laut Unternehmenswebsite druckt das Haus auf 80% Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Zudem drucken sie zu 98% mit Farben auf Pflanzenölbasis und alkoholfrei. Es bezieht zu 100% Strom aus erneuerbaren Energien und produziert sogar 30 % davon selbst. Das bedeutet, die Abwärme aus dem Produktionsprozess wird konsequent recycelt, aufbereitet und weiterverwendet. Die Druckerei ist Deutschlands erste Nullemissionsdruckerei in einem Plusenergie-Gebäude.
Düsseldorf: Druckstudio
Beim Druckstudio bekommt man Produkte ausschließlich auf FSC-Papieren. Das Unternehmen ist nach der international anerkannten Norm für Umweltmanagement (DIN EN ISO 14001) und der Norm für Energiemanagement (DIN EN ISO 50001) zertifiziert. Es nutzt zu 100% Ökostrom und bezieht seine Produkte von der Saphira Eco Linie der Firma Heidelberg. Diese basieren auf erneuerbaren Rohstoffen und/oder sind recycelbar. Zudem sind sie frei von SVHC (CMR, PBT, vPvB) und weisen niedrigere Emissionswerte als vergleichbare Produkte auf.
Auch bei dieser Druckerei gibt es Preise und Kalkulationen nur auf Anfrage.
Düren: Grün gedruckt
Das Unternehmen arbeitet nach einer umfangreichen „Grünen Charta“. Das bedeutet, dass sie auf FSC-zertifiziertem Papier drucken. Die verwendeten Farben sind biologisch und Zusatzstoffe sowie Waschmittel sind auf pflanzlicher Basis. Sie haben den Einsatz des giftigen Zusatzes Isopropanol um 50% reduziert. Zum Schutz der Druckplatten wird lediglich eine biologisch abbaubare Gummierung eingesetzt, wo sonst chemische Stoffe wie Entwickler- und Fixierflüssigkeit genutzt werden. Erfreulich ist, dass sie zudem auf eine optimierte Papierabfallwirtschaft achten und eine Minimierung der Papierzuschussmenge herbeigeführt haben. Das heißt, „Probedrucke“ sind auf ein Mindestmaß reduziert. Neben den technischen Anforderungen setzt das Unternehmen auf eine komplett innerhäusliche Fertigung und auf lokale Zulieferer. Die Druckerei produziert mit Ökostrom und wirtschaftet sozialpolitisch nach Tarifverträgen des Bundesverbands sowie ohne Zeit- und Leiharbeiter.
Dresden: saxoprint
Saxoprint ist ein Mischunternehmen und setzt weniger Standards als die zuvor genannten Druckereien. Trotzdem nehme ich das Unternehmen für die Region in diese Auflistung auf. Denn immerhin kann man hier alkoholfrei auf FSC-zertifiziertem Papier drucken. Zudem basieren die Farben auf Pflanzenölen und werden in großen Behältern gelagert, um zusätzlichen Abfall zu vermeiden. Saxoprint produziert im Sammeldruckverfahren. Dabei werden unterschiedliche Aufträge auf Papierbögen so angeordnet, dass möglichst wenig Papier ungenutzt bleibt. Das Unternehmen setzt zudem auf eine Nutzung der Maschinenabwärme zum Beheizen der Produktionsgebäude und bietet seinen Mitarbeitern ÖPNV Tickets, um zur Arbeit zu kommen.
Also ein kleiner Aufruf von mir: Zeigt dem Unternehmen, dass es sich lohnt, komplett auf eine nachhaltige Produktion umzusteigen.
Chemnitz: ökoprint
Das Unternehmen arbeitet mit vielen nachhaltigen Kunden zusammen und hat diese ermutigt sich jeweils in Sammeldruckverfahren zusammen zu tun, um so kostengünstig nachhaltig drucken zu können. Dafür setzen sie auf Recyclingpapier, FSC-zertifiziertes Papier sowie auf Ökofarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe und sind mit dem Blauen Engel zertifiziert. Das Unternehmen unterstützt Klimaprojekte und versendet klimafreundlich.
Auch hier ist noch Luft nach oben. Doch ich bin immer dafür, kleine Unternehmen aus der Region zu unterstützen, damit sie ihr nachhaltiges Angebot ausbauen können.
Mellrichstadt: Druckpanda
Druckpanda ist ein Start-up aus der bayerischen Rhön. Das Unternehmen ist eine reine Online-Druckerei, die auch auf nachhaltige Standards achtet. So kann man hier auf Naturpapier, Recyclingpapier oder auch vegan drucken lassen. Laut Website ist die Produktion leider nur chemiearm und alkoholreduziert. Dafür kann man auch hier auf Nachfrage klimaneutral produzieren und internationale Umweltprojekte unterstützen.
Gießen: Gründrucken
Das besondere an Gründrucken ist, dass man hier nicht nur Flyer, Magazine etc. nachhaltig drucken lassen kann, sondern auch umweltfreundliches Packaging erhält. Das Unternehmen setzt auf Ökostrom aus Wasserkraft und verzichtet in der Druckplattenproduktion auf Chemikalien und Wasser. Darüber hinaus verwendet es beim Druck mineralölfreie Farben und ist sowohl Blauer Engel als auch EMAS zertifiziert.
Taunusstein: Print Pool
Auch diese Druckerei ist Blauer Engel zertifiziert und nutzt FSC-Papiere für den Druck. Darüber hinaus druckt das Unternehmen mit Biofarben auf Pflanzenölbasis und setzt bei der Druckmaschinenreinigung trichlorethylen-freie Reinigungsmittel ein. Es nutzt Ökostrom und druckt auf Wunsch klimaneutral. Zudem ist es Mitglied der Umweltallianz Hessen: Bündnis für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, welche das Ziel hat, durch hohe Umweltstandards für eine umweltverträgliche Wirtschaftsentwicklung in Hessen zu sorgen.
Würzburg: Printzipia
Diese Druckerei mit ziemlich coolem Namen, wie ich finde, ist eine ausschließlich nachhaltig produzierende Online-Druckerei. Sie ist Blauer Engel zertifiziert und ermöglicht klimaneutrales Drucken durch natureOffice. Die eingesetzte Druckmaschinentechnik ermöglicht eine geringe Anlaufmakulatur sowie kurze Rüst- und Waschzeiten. Zudem werden Biofarben und Biolacke verwendet. Sie arbeitet mit einer durchgängigen Produktionskette im eigenem Haus, wodurch Transportemissionen vermieden werden. Neben der Nutzung von Ökostrom und Abwärme der Maschinen, besitzt die Druckerei eine eigene Photovoltaik-Anlage. Der Versand der Drucksachen erfolgt in Recyclingkartons und durch UPS carbon neutral. Wenn mit dem Auto gefahren wird, dann mittels des firmeneigenen Fuhrparks mit Elektroauto und Erdgasfahrzeugen. Allen Mitarbeitern wird ein Fairphone zur Verfügung gestellt. Zudem ist das Unternehmen Mitglied bei B.A.U.M. e.V., dem Wirtschaftsrat Deutsche Umweltstiftung, und dem Umweltpakt Bayern.
Kurzum: Was will man mehr.
Reinheim: lokay
Das Familienunternehmen druckt mit Ökofarben und komplett alkoholfreier. Zudem ist es EMAS zertifiziert. Neben Recyclingpapier, Blauer Engel sowie FSC zertifiziertem Papier setzt es „Storypapiere“ ein. Das bedeutet beispielsweise, dass das Papier aus Abfallprodukten der Bauindustrie oder der Nahrungsmittelverarbeitung hergestellt wird oder mittels Materialien mit hoher Ökobilanz wie Hanf oder Baumwolle. Ebenso wie Print Pool ist die Druckerei Mitglied der Umweltallianz Hessen.
Augsburg: deVega Medien
Diese nachhaltige Druckerei denkt und wirtschaftet ganzheitlich. Hier könnt ihr auf 100% Recyclingpapieren drucken lassen, die alle FSC und PEFC zertifiziert sind. Außerdem verwendet die Druckerei ökologische Farben von PURe basierend auf natürlichen Substanzen. Die Farben sind geruchsneutral und haben eine sehr gute Deinkbarkeit. Sie sind frei von toxischen Inhaltsstoffen, gentechnisch veränderten Organismen und Mikroplastik. So sind sie gesundheitlich unbedenklich und zugleich ressourcenschonend. Das kommt auch den Mitarbeiter:innen des Unternehmens beim Arbeiten mit den Farben zugute. Denn die Farben sind mit dem Material Health Certificate des Cradle to Cradle Products Innovation Institute zertifiziert.
Bei der Drucktechnik setzt die Druckerei auf Maschinen mit vollautomatischen Mess- und Regelsystemen. So können sie die Rüstzeit verkürzen und verbrauchen weniger Papier und Energie. Sie nutzen außerdem prozessfreie Druckplatten, wodurch sie den Wasserverbrauch reduzieren und Chemikalien aus dem Waschprozess verbannen.
deVega produziert CO2-neutral, indem sie anfallende Emissionen mit der Zukunftswerk eG durch die Förderung eines validierten Aufforstungsprojekts kompensieren. Zudem sind sie an einer Windkraftanlage beteiligt und haben eine Photovoltaikanlage installiert. Ihren Strom beziehen sie beim gemeinwohlorientierten Energieversorger Polarstern, dessen Ökostrom zu 100% aus deutscher Laufwasserkraft stammt. Dem Beispiel der Gemeinwohlökonomie folgt das Unternehmen seit Kurzen auch selbst. Dazu gehört unter anderem eine hohe Transparenz, eine unterstützende statt hierarchische Führung und eine erste Bilanzierungsurkunde im Jahr 2022. Ebenso kommt die Zertifizierung nach ISO 9001:2015 den Mitarbeiter:innen zugute. Denn dieses Qualitätsmanagement garantiert auch, dass Arbeitsschutz und Gesundheitsschutz vorbildlich in die alltägliche Arbeit integriert werden.
Bei deVega kann man ausschließlich ein Angebot über das Formular auf der Webseite anfordern, womit die Preise nicht gleich ersichtlich sind.
Bad Grönenbach: Uhl-Media
Die Druckerei sorgt für beste Deinkbarkeit, indem sie Ökodruckfarben nutzt, die mineralölfrei, alkoholfrei und kobaltfrei sind. Die Druckplattenproduktion erfolgt ohne Chemie und Wasser. Das Unternehmen druckt ohne Lösemittel und ohne UV-Technik. Zudem verarbeitet die Druckerei ausschließlich Recyclingpapier, Altpapier und Naturpapier. Sie wirtschaftet mittels Ökostrom und nutzt Wärmerückgewinnung, um klimaneutral und emissionsarm zu produzieren. Außerdem – und das ist einzigartig unter den nachhaltige Druckereien – pflanzt das Unternehmen für jeden Druckauftrag einen Baum im eigenen Firmenwald in Nicaragua.
Mindestlohn, Gleichberechtigung und Mitspracherecht der Mitarbeiter sorgen für ein faires Arbeitsklima. Zudem ist die Druckerei Mitglied im Verband Druck und Medien Bayern, in der Deutsche Umweltstiftung (Wirtschaftsrat), Pro Nah sowie ReWig Allgäu.
Fazit nachhaltige Druckereien
Wie ihr seht, gibt es bereits viele nachhaltige Druckereien in Deutschland. Bei diesen sind Recyclingpapier, Blauer Engel/FSC, klimaneutraler Druck und Ökostrom zum flächendeckenden Standard geworden. Viele nutzen auch bereits Ökofarben oder wenden faire Standards ebenfalls in ihrer Personalpolitik an. Auch wenn es kleine Unterschiede gibt, sollte man alle Unternehmen in ihrem Bemühen nachhaltig zu produzieren unterstützen – auch wenn es manchmal ein wenig teurer ist, als konventionell zu drucken. Denn herkömmliche Druckangebote können zum Teil auch nur so günstig anbieten, weil sie durch die Masse besser kalkulieren können.
Informiert euch ebenfalls, was der nächste Schritt für nachhaltige Druckereien ist, in meinem Artikel zum Cradle to Cradle Druck.
Was sind eure Erfahrungen mit nachhaltigen Druckereien? Habt ihr da selbst schon drucken lassen? Kennt ihr noch andere Druckereien, die ich in die Liste aufnehmen sollte? Kommentiert gern oder schickt mir eine Mail.